Mit Dyn Media ist im August 2023 ein neuer Sender im europäischen Sport gestartet. Angetreten, um Sportarten jenseits des Fußballs zur nötigen Reichweite und Zuschauen zu verhelfen, geht der Sender auch in der Produktion seiner Inhalte komplett neue Wege. Als Produktionsdienstleister wurde die NEP Germany mit einer Remote Production Infrastruktur beauftragt. Hier wurden auch das technische Konzept, die Signal-Workflows und Prozessabläufe gemeinsam mit DYN entwickelt. Als Systemintegrator, verantwortlich für die Umsetzung, fungierte Broadcast Solutions.
Herzstück des Audio-Workflows der kompletten Infrastruktur ist eine umfassende Systemlösung von DirectOut Technologies mit mehreren seiner multifunktionalen PRODIGY.MP, .MC und .MX-Einheiten. Mit insgesamt 1x PRODIGY.MX, 20 PRODIGY.MP und 12 PRODIGY.MC ist das Projekt für die NEP Germany und Dyn die bisher größte PRODIGY Installation für DirectOut. Zusätzlich sind noch eine Reihe weiterer Audio-Lösungen von DirectOut im Einsatz, wie z.B. ANDIAMO oder EXBOX.MD. Um die komplexen und in dieser Form komplett neuartigen Anforderungen zu realisieren und die Integration mit anderen Herstellern zu ermöglichen, entwickelte und adaptierte DirectOut neue Funktionen und Schnittstellen.
So hat sich DirectOut mit seinem Audio Solution Model (ASM) vom reinen Hardwarehersteller zum Anbieter von Audio-Lösungen gewandelt. Die PRODIGY-Tools von DirectOut setzen mit modularen Hardwarekomponenten, leistungsfähigem DSP und anpassbarer Steuerung bereits die ASM-Philosophie um. Das Audio Solution Model (ASM) von DirectOut besteht aus fünf Layern: aus modularer Hardware, auf bestimmte Anwendungen zugeschnittene Gerätefunktionen (Skins), Control Protocols, Software, GUI und AI sowie ADD-Ons, bestehend aus Hard- und Software-Ergänzungen auch anderer Hersteller. Im Ergebnis bietet das Audio Solution Model ein Höchstmaß an Kompatibilität und Interkonnektivität bei der Entwicklung nahtloser Audio-Workflows über die gesamte Produktionskette hinweg.
Mit dem Projekt für die NEP Germany und Dyn betrat DirectOut in diesem Umfang absolutes Neuland, und konnte viele neue Erkenntnisse und Know-how in Hinblick auf Workflows, Software und die Weiterentwicklung der eigenen Lösungen sammeln; besonders herausfordernd auch durch die kurze Realisierungszeit von acht Monaten.
Michael Lindermeir, Head of Audio bei der NEP Germany GmbH, kommentiert: „Alle beteiligten Firmen haben durch eine sehr gute Zusammenarbeit die Umsetzung überhaupt erst ermöglicht. Deren Erfahrung, gepaart mit sehr viel Enthusiasmus und einer hohen Motivation, das eigentlich Unmögliche dann doch zum DYN Sendestart möglich zu machen, haben dieses Projekt zum Erfolg geführt.
Michael Lindermeier"In unserem Konzeptansatz fiel die Endscheidung für die PRODIGY-Serie durch die Übereinstimmung mit unseren Anforderungen: mehrere `dezentrale Tonmischpulte` mit frei konfigurierbaren DSP-Funktionen innerhalb eines ST2110 Audionetzwerkes zu integrieren; alle vorhandenen Audio-Devices über eine gemeinsame Software von mehreren Arbeitsplätzen aus zu konfigurieren und zu kontrollieren. Auch dass mehrere, der aktuell verfügbaren Steuerprotokolle in den PRODIGY Devices gleich mitintegriert sind, hat dazu beigetragen, alle unsere Workflow-Ziele zu erreichen. Gleichzeitig konnten wir die eigenständige Weiterentwicklung der herstellerübergreifenden Steuerung aller Geräte in der Installation selbstständig entwickeln und programmieren.“
Herz der Installation ist ein zentraler Hub bei der NEP in München mit einem zentralen Geräteraum, 2 Regien und dem NOC. Der andere Teil der Technik befindet sich bei DYN in Köln, mit 4 Regien und Kommentatorenplätzen. Die nahtlose Integration der Venues erfolgt über eine MPLS-Verbindung von Riedel nach München und Köln. DYN in Köln hat dabei Zugriff auf alle Ressourcen in München und kann diese fernsteuern. Die Techniker und Redakteure können ebenfalls auf die Technik in den Venue Kits zugreifen.
Insgesamt sind 33 PRODIGY-Einheiten für das Handling der Audio-Signale im Projekt integriert. In jedem der sechs Venue-Kits arbeiten je 2x PRODIGY.MP und 2x PPRODIGY.MC. In München sind 7x PRODIGY.MP sowie 1x PRODIGY.MX, in Köln 1x PRODIGY.MP im Einsatz. Diese Geräte agieren als Audio-Kreuzschiene für die Streams und als Gateways zwischen den Netzwerken, sie realisieren den kompletten Audio-Workflow, inklusive I/O, Processing und Audio-Mix. Die PRODIGY Einheiten behandeln die Audio-Signale von und zu den Venues, die Intercom-Signale als auch das Kommentatoren-Audio.
Die gesamte DYN-Infrastruktur der NEP Germany basiert auf SMPTE ST2110 und setzt in hohem Maße auf die Automation der Produktionsabläufe. Über die AutoMix Funktion der PRODIGYs können Ingenieure je nach Sportart verschiedene Automixe abrufen, wobei der Fokus auf maximaler Einfachheit im Handling liegt. Die Steuersoftware GlobCon ermöglicht eine einfache Konfiguration der PRODIGY Einheiten, während die Produktionsteams mit den HCONTROL.16 Hardware Controllern arbeiten, die eigens für dieses Projekt entwickelt wurden. Schaltungen in den PRODIGYs sind auch über Stream Deck-Einheiten an den Arbeitsplätzen möglich. Der Audio-Supervisor kann so an einem Arbeitsplatz mehrere Spiele monitoren. Die fertigen PGM Audio-Signale folgen den PGM Video-Signalen. Vom Venue Kit zu den PCRs und den Audio-Arbeitsplätzen sind die Audio-Streams diskret verschaltet. Der Workflow wird vom NEP-eigenen Kontrollsystem TFC verwaltet. Jede Produktion kann von jedem Arbeitsplatz aus in Köln oder München aus gefahren werden.
Da die komplette Installation auf ST2110 basiert, werden die Audio-Signale aus den Venues vor Ort über Ravenna-Karten in den PRODIGY.MPs in ST2110-30 Streams / AES 67 umgewandelt. Die Ravenna Module in allen PRODIGYs verfügen über genügend Buffer, um Schwankungen im WAN auszugleichen und die insgesamt 30 Audio-Signale zwischen dem Venue und München zu transportieren. Durch den Mirror Mode mit einem zweiten PRODIGY ist ebenfalls eine ausreichende Redundanz sichergestellt. Ein weiteres Sicherheitstool ist der Input Manager des PRODIGY.MX, der beim Empfang eines Streams ohne Audio-Content automatisch auf ein Backup-Signal umschaltet. Mit der Remote Production Infrastruktur für Dyn Media haben alle Beteiligten Unternehmen neue Wege und Workflows beschritten. DirectOut stellt damit unter Beweis, wie flexibel einsetzbar und mächtig die eigenen Lösungen aus dem Zusammenspiel der PRODIGY-Einheiten mit externer Hard- und Software sind, um auch das Management einer solch komplexen und niemals zuvor implementierten Produktionsinfrastruktur sicherzustellen.
Weitere Informationen zu dieser Geschichte finden Sie auf der Website von Broadcast Solutions unter diesem Link